Was auch immer man bei diesem Titel denken mag - mir geht es eigentlich um etwas Triviales - nur konnte ich dem Wortspiel nicht widerstehen (wer das Hendiadyoin findet, der darf sich einen Stern ins Fleißheft malen und danach für immer schweigen - Danke!). Es soll um eine Spaltung in unserer Gesellschaft gehen, und diese Spaltung betrifft den digitalen Bereich, also die moderne Informationstechnologie. Es soll um Unterschiede im Nutzungsverhalten gehen. Und um das noch weiter zu qualifizieren: Es geht nicht so sehr um quantitative Unterschiede - es geht um die qualitativen, denn jemand, der 16 Stunden am Tag Online-Rollenspiele spielt, benutzt seinen Rechner aus Prinzip ganz anders als ein Autor, der an seinem Laptop ein Buch schreibt.

Lassen wir die Kirche aber vorerst im Dorf: Im Dezember war in Berlin ja der 24. Chaos Communication Congress. Veranstaltet wurde das ganze vom Chaos Computer Club und entsprechend war auch die Themenwahl: Es ging viel um den Spaß am digitalen Gerät, es ging um Sicherheitslücken, um neue Trends bei Anonymisierungsdiensten - aber es gab z.B. auch einen Jahresrückblick für das Jahr 2007. Mein eigener kleiner Beitrag zum 24C3 war übrigens nur die Bereitstellung eines Mirrors für die Video- und Audio-Aufzeichnungen. Wen es interessiert: Insgesamt sind da bisher 2,4TB Traffic drübergegangen. Aber kehren wir mal zum Jahresrückblick zurück: Anschauen könnt ihr Euch den hier. Den Anfang könnt ihr für diesen Artikel überspringen, spult einfach vor, bis der Mensch ganz rechts im Bild erzählt, was für ein Gefühl er in letzter Zeit bei politischer Lobby-Arbeit hat. Ich mag mich da täuschen, aber das klingt doch frustriert, oder? Wie er da erzählt, daß man den Ausschuß überzeugt hat, dann aber wegen Koalitionszwang doch anders gestimmt wird. Und damit kommen wir zum eigentlichen Punkt: Da machen Menschen Gesetze. In der Theorie der demokratischen, parlamentarischen Arbeit sollte eine Fraktion dann den Empfehlungen des Ausschusses folgen. Denn zum einen sitzen in diesem Ausschuß die Leute, die sich - wenigstens ein bißchen - auskennen, auf der anderen Seite gibt es in diesen Ausschüssen auch regelmäßig Anhörungen von Experten - und damit, so die Theorie, kann man dann eine wirkliche Entscheidung im Sinne des Volkes treffen.

So, und jetzt sehen wir uns mal unsere neuen Sicherheitsgesetze an, biometrischer Reisepaß, Online-Durchsuchungen, Quellen-TKÜV etc. pp. Auch diese Gesetze werden vom Politikern gemacht. Nur müssen wir hier fragen: Wissen diese Politiker denn, was sie da entscheiden? Oder können sie sich vorstellen, wie das die Bevölkerung betrifft? Ja, wir müssen uns fragen, ob denn die Leute, die einen Bundestrojaner favorisieren, überhaupt selbst jemals davon betroffen sein könnten. Und hier kommen wir zu den qualitativen Unterschieden. Schauen wir uns einmal an, wofür ich meinen Rechner benutze, und zwar ganz einfach, in dem ich jetzt gerade mal die geöffneten Anwendungen durchsehe. Da hätten wir natürlich einen Browser, klar, sonst könnte ich diesen Artikel nicht schreiben. Würde mein Rechner abgehört, so wüßte man also ganz genau, auf welche Seiten ich im Internet zugreife. Damit wäre es dann schonmal keine große Herausforderung mehr, meine politische Ausrichtung festzustellen, meine Hobbies oder meine Vorstellung von Humor. Weiterhin sind ein Mailclient offen und ein Instant Messenger. Und hier wird es bereits problematisch: Wenn ich überwacht werden würde, dann würde das ja wohl geschehen, weil irgendwer einen wie auch immer gerarteten Verdacht gegen mich hegt. Und damit würden, ganz ohne mein Zutun auch die Menschen verdächtig, mit denen ich kommuniziere. Wer das für weit her geholt hält, der möge sich das Chaosradio 128 anhören. Würde ich wollen, das Leute, die ich nur aus dem Netz kenne und eher flüchtig, sich plötzlich im Visier der Ermittlungsbehörden wiederfinden?

Aber es kommt noch schlimmer. Auf meinem Desktop läuft auch ein Parallels Desktop, in diesem ein Windows XP und darin wiederum ein Visio 2007. Geöffnet ist hier gerade eine Netzwerkübersicht eines Unternehmens aus dem Automobilbereich im Raum München. Würde ich abgehört, so könnten Dritte auf diesen Plan Zugriff nehmen. Und leider, leider sind Ermittler auch nur Menschen. Und obwohl ich sowas niemals unterstellen würde - es wäre zumindest theoretisch denkbar, daß diese Information von den Ermittlern ihren Weg zur Konkurrenz findet. Und das will wohl niemand, oder?

Am schlimmsten aber ist, daß derzeit auch die Software FreeMind geöffnet ist. Das ist eine Mind Mapping-Software, also ein Werkzeug, um seine Gedanken zu ordnen und Pläne und Vorgehensweisen zu formulieren bzw. darzustellen. Und wenn das jemand abhören würde, dann würde er direkt wissen, wie mein Gehirn funktioniert. Wie ich denke, plane, wie ich an Probleme herangehe. Und das ist eine Information, die ich niemals irgendjemanden freiwillig geben würde.

So nutze ich also meinen Rechner, und es gibt Menschen, die ihn noch viel intensiver benutzen. Und natürlich gebe ich freiwillig, alleine schon auf dieser Seite, immer wieder persönliche Informationen von mir Preis - aber eben nur diejenigen, die ich preisgeben will. Wie man an den vorhergehenden Absätzen gesehen hat, gibt es jedoch noch eine ganz andere Qualität von persönlichen Daten, und diese würden eben jene Politiker, über die ich eingangs geredet habe, den Ermittlern zugänglich machen.

So, und wer erinnert sich noch an die großartigen Kinderreporter, die im Bundestag diversen Minsitern und Abgeordneten Fragen zu Computern gestellt haben? Das ist die Art und Weise, wie diejenigen, die die Gesetze erlassen, mit ihren Rechnern umgehen: Sie lassen sich das Netz ausdrucken.

Wir haben eine Spaltung in der Nutzung digitaler Medien, eine Spaltung zwischen den Leuten, die Sicherheitsgesetze erlassen, die den IT-Bereich betreffen, und jenen, die sie ausbaden müssen. Sicherheit ist ein Profilierungsthema, und es wird Politik gemacht, um sich zu profilieren. Ich will nicht, daß Menschen, die nicht wissen, was ein Browser ist, Gesetze machen dürfen, die mich und die Art und Weise, wie ich meinen Computer benutze, so schwerwiegend beeinträchtigt wie ein heimliches Belauschen das tun würde.

Aber ich bin ja auch nur ein einzelner Bürger. Und wer nimmt schon auf Einzelschicksale Rücksicht?